Wir sind doch keine Thekenmannschaft

Lars Weichert und seine Freunde
gründeten einen Fußballverein

ARFELD. (wp) Die Tornetze sind den Winter über im Schrank und auch in der Halle ist momentan Pause. Lars Weichert stapft über den gefrorenen Rasen auf dem Sportplatz in Arfeld und erzählt, wie es dazu kam, den Fußballverein „Deportivo Arfeld” zu gründen: „Ich wollte endlich mit meinen Freunden kicken.”
Hier haben sie Fußballspielen gelernt, aber es habe nie einen Verein gegeben, erzählt Lars Weichert, der jetzt auch erster Vorsitzender ist. „Jetzt wollen wir auf diesem Rasen um die Meisterschaft kämpfen.” Dass der Fußballclub von den Skeptikern als Thekenmannschaft bezeichnet wird, findet er nicht richtig. „Wir haben schon viel Arbeit in den Verein gesteckt.” Der Platz wurde neu vermessen, Netze wurden gekauft, die Böschung beschnitten, und dann mussten sich die jungen Männer damit beschäftigen, wie man überhaupt einen Verein gründet. Es gehe ihnen um mehr, auch wenn es vielleicht irgendwann als Spaß angefangen habe. Jetzt steht die Zukunft eines aktiven Vereins im Fokus ihres Interesses.
„Man muss sich das wie einen Baum vorstellen”, sagt der 20-Jährige. „Damit er wächst, müssen von unten die Kinder und Jugendlichen nachkommen.” Die müssten jedoch erst wieder an den Sport herangeführt werden, meint Lars Weichert. Konkurrenz für den Fußballplatz sei heute vor allem die Playstation. „In meiner Generation wollten noch die meisten Fußballprofi oder Pilot werden.” Auf dem Rasen könnten die Kinder sich nicht nur fit halten, sondern sie lernten auch, sich zu integrieren und was Kameradschaft bedeutet. „Wenn es mit der Nachwuchsförderung so weiterginge wie bisher, würden wir bald aus sechs Ortschaften nur noch eine Mannschaft zusammenbekommen.”
Aber in der ersten Saison wollen sie sich jetzt vor allem auf die Seniorenmannschaft konzentrieren. Und im Fußball sind selbst die Senioren noch jung. Deportivos Spieler sind alle Anfang 20.
Weil er seit kurzem auf der Offiziersschule in München ist, muss sich Lars Weichert jetzt oft aus der Ferne um den Verein kümmern. Aber aufgeben will er das Projekt nicht. „Wenn überhaupt, würde ich mich hier nur weniger engagieren, wenn ich wüsste, dass der Verein in meinem Sinne weitergeführt wird.” Aber daran denkt Lars Weichert jetzt nicht. Wenn es nach ihm geht, startet „Deportivo Arfeld” in diesem Jahr richtig durch: „Wir haben Potential und können bestimmt in der oberen Hälfte der Kreisliga C mitspielen.” Vielleicht sei sogar der Aufstieg möglich. Bis August wird trainiert, dann geht es los.
„Deportivo ist spanisch und heißt Sportclub”, erklärt Lars Weichert. „Wir wollten auffallen.” 2006 stellten sie aber die Gründung ihres Vereins noch zurück, weil sie der Fußballweltmeisterschaft nicht die Aufmerksamkeit entziehen wollten. So steht es auf ihrer Internetseite. Jetzt heißt ihr Vorhaben eben „Projekt 2008”, auch wenn man dabei vielleicht wieder an die Profis denken muss, die dieses Jahr gerne Europameister werden möchten.
Mittlerweile hat der Verein rund 30 Spieler im Stamm und rund 40 Mitglieder. Fußballer, die in Arfeld leben, aber bisher in Bad Laasphe und Erndtebrück spielten, wollen jetzt für Deportivo Arfeld aktiv werden. „Ich glaube, sie wollen mit einer neuen Mannschaft etwas erreichen”, erzählt Lars Weichert. Weil viele berufstätig sind, konnte das Training im vergangenen Jahr oft erst um 21.30 Uhr beginnen und dauerte dann bis 23 Uhr. „Das geht doch nur, wenn die Begeisterung groß ist.”
Bis zum Saisonstart würden sie gerne die Hundertermarke bei den Mitgliedern knacken, damit sie bei den Spielen genug Unterstützung haben. „Wir können auch noch weitere Spieler und vor allem Sponsoren gebrauchen”, sagt Lars Weichert. Dass sich jemand findet, der ihnen eine Flutlichtanlage spendet, glaubt der junge Mann jedoch nicht. „Die Sportfreunde Siegen haben in der Regionalliga auch mal ohne Flutlicht gespielt.” Ob er damit noch ein weiteres Ziel definiert, sagt er nicht.

Einen Fußballverein wollten Lars Weichert und seine Freunde
schon lange gründen. 2007 war es dann soweit. Im August
startet ihre erste Saison. Das Ziel: Der Aufstieg.
Foto: Tim Meyer

 

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© Westfalenpost, 5. Januar 2008