Ein Hammer im Herzen

Luigi Andreoli tritt im Hammerwurf
bei der Senioren-WM in Italien an

WETTER. Hacke, Ballen, Hacke, Ballen, Hacke, Ballen. Luigi Andreoli dreht den fünf Kilogramm schweren Hammer immer schneller, bleibt stehen und lässt los. Der 66-Jährige schaut lächelnd dem Metall hinterher. Es ist ja nur ein Probewurf. Eigentlich kann er weiter werfen. Im September wird er das bei der Senioren-Leichtathletik-WM in Italien versuchen.
Luigi Andreolis persönlicher Rekord im Hammerwurf liegt bei 35,43 Metern. Aufgestellt hat er ihn bei den Westfalen-Meisterschaften im Juni in Dortmund. Bei den Senioren, Klasse M 65, wurde er damit Dritter. "Ich bemühe mich, immer besser zu werden. Die 35 Meter waren die erste Grenze, die ich durchbrechen wollte", erzählt er mit leichtem italienischen Akzent.
Mit 50 Jahren hatte Luigi Andreoli erst wieder mit Sport angefangen. Auf dem Harkortberg traf er damals Albrecht Bender, der dort Kugelstoßen trainierte. Er probierte es selbst aus und sein Interesse war geweckt. Die nächsten Jahre nahm Luigi Andreoli an Dreikämpfen teil, bis er das Kugelstoßen aufgrund von Schulterproblemen aufgeben musste. Seit drei Jahren trainiert er nun mit dem Hammer, zu dem er schon eine Beziehung aufgebaut hat. "Der Hammer liegt mir am Herzen." Der Sport interessiere ihn, erklärt er, weil er schwer sei. Kraft und Technik so zu beherrschen, dass er den Hammer auf die Weite werfen könne, mache den Reiz aus. "Ich bin eine neugierige Nase und will viel lernen. So ist es auch beim Hammerwurf." Gewinnen sei natürlich schön, aber zweitrangig.
Heute Abend wird der Sportler des TGH Wetter wieder richtig trainieren, denn er hat ein Ziel. Im September wird er im italienischen Riccione an der Leichtathletik-Weltmeisterschaft der Senioren teilnehmen. Italien musste ihn freistellen, damit er für Deutschland starten darf. Gerne hätte der Italiener für sein Land teilgenommen, denn sein Herz hänge schon an der Heimat. "Aber Italien hat mir nie etwas gegeben", sagt Luigi Andreoli. Weil er Geld brauchte, brach er die Kunstschule ab und kam vor 40 Jahren über Umwege nach Deutschland. Er wurde Werkzeugmacher und nicht Bildhauer.
"Ins Finale komme ich sowieso nicht", sagt Lugi Andreoli. Viele Männer seien unter den Sportlern, die schon früher an Olympischen Spielen teilgenommen hätten. Die werfen um die 50 Meter und machen die ersten Plätze unter sich aus. Aber das stört Luigi Andreoli nicht. Er will einfach die Atmosphäre genießen und den Hammer so weit wie möglich werfen. Sein Wunsch ist es, irgendwann 40 Meter zu erreichen. Aber das muss er niemandem außer sich selbst beweisen.

Kraft und Technik zu beherrschen, macht für Luigi Andreoli
den Reiz des Hammerwurfes aus.
Foto: Tim Meyer



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© Westfalenpost, 1. August 2007