Ein Triathlet im Rausch
der Bewegung

Auch nach seiner Pensionierung reist Theodor Glasmacher
noch an fast jedem Wochenende zu einem Triathlon

HERDECKE-ENDE. Mit 66 Jahren fängt das Leben an. Mit 70, wenn die Erinnerungen an das Berufsleben langsam verblassen und die Müdigkeit kommt, reichen manchen ruhige Kaffekränzchen aus, um den Tag zu füllen. Sich mit 70 Jahren während des Sommers an jedem Wochenende zu schinden, macht zwar mit einem Blick auf die Alterspyramide Sinn, ist aber wohl doch eher eine Seltenheit.
Theodor Glasmacher ist so eine Seltenheit. 1,5 Kilometer Schwimmen, 40 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen lagen nach 3 Stunden und 11 Minuten hinter ihm, als er kürzlich beim Triathlon in Wörthsee die Ziellinie als Erster seiner Altersklasse überquerte. Theodor Glasmacher ist 70 Jahre alt. Die 20-jährigen Männer sind zwar knapp eine Stunde schneller, aber das stört den Sportler nicht.
Theodor Glasmacher war immer in Bewegung. Beruflich und privat. Bis 1964 studierte er Chemietechnik und Wirtschaft in Aachen und war im Hochschulsport aktiv. Mittelstrecke und Zehnkampf waren damals seine Disziplinen. "Wir hatten einen jugoslawischen Trainer, der uns Verbissenheit beibringen wollte. Ich konnte ihn aber nicht Ernst nehmen, weil ich mir die Freude an dem Sport nicht nehmen lassen wollte." Diese Einstellung ist ihm bis heute geblieben.
Seinen letzten Zehnkampf bestritt Theodor Glasmacher mit 25, aber mit dem Laufen hörte er auch nach der Zeit an der Hochschule nie auf. "Bevor die Joggingwelle kam, lief ich schon", sagt er und lächelt. Aber zu mehr kam er nicht. Theodor Glasmacher machte Karriere bei dem Unternehmen Uhde in Dortmund und baute weltweit Chemiewerke auf. "Ich kann ihnen eher erzählen, wo ich nicht war", antwortet er auf die Frage nach seinen Reisezielen.
In Libyen arbeitete er fünf Jahre. Bis 1978 reiste er alle zwei Wochen zwischen Deutschland und dem afrikanischen Staat hin und her. 60-mal. "Wir hatten manchmal schon Befürchtungen, der Willkür zum Opfer zu fallen", erzählt er über die damalige politische Situation. Gaddafi kam selbst zur Eröffnung des Chemiewerkes, wenn auch mit zwei Stunden Verspätung. "Er war keine besondere Erscheinung", sagt Theodor Glasmacher über den umstrittenen Staatschef.
Neben seinem Job blieb wenig Zeit. "Wenn ich zu viel tranierte, bekam ich Ärger mit meiner Frau." Seinen ersten Volks-Triathlon absolvierte er dann erst ein paar Jahre vor seiner Pensionierung. 1990 ging er in Dortmund an den Start. Er war sofort von dem Sport begeistert und kaufte sich für den nächsten Wettkampf ein richtiges Rennrad. Seinen ersten Triathlon war er noch mit seinem Straßenfahrrad gefahren. Jetzt wollte er mehr.
"Jeder Wettkampf ist schön, wenn man als ältester nicht als letzter Teilnehmer ins Ziel kommt", sagt Theodor Glasmacher über seine Motivation. Er will weiterlaufen, so lange es geht. In diesem Monat werde er 71 und er spüre auch einige Verschleißerscheinungen, erklärt er. Aber an die Substanz gehe der Sport trotzdem nicht. Es sei eben Gewohnheitssache. 14 Triathlons waren es im letzten Jahr, 2007 werden es wahrscheinlich zwölf.
Dem Mitglied des Triathlon-Teams Hagen geht es aber nicht nur darum, sich zu messen. Antrieb ist für ihn vor allem sind Freude an der Bewegung und das Wohlbefinden nach drei Stunden Anstrengung. "Ich hoffe, ich bin ein Beispiel dafür, dass Sport etwas bringt", sagt Theodor Glasmacher. Seine nächste Herausforderung ist die Weltmeisterschaft in Hamburg. Am 2. September wird er dort im Nationalteam antreten.

Triathlet seit 1990: Trotz aller Erfolge zählt für Theodor
Glasmacher in erster Linie die Freude an der Bewegung.
Foto: Heinz Hendel



Artikel als PDF-Datei

© Westfalenpost, 4. August 2007