Wenn die Bäume von Pilzen
gefressen werden


Im Schlosspark werden kranke Bäume gefällt,
um Spaziergänger zu schützen

BAD BERLEBURG. (wp) Sicherheit geht vor, auch wenn dafür ein 300 Jahre alter Baum gefällt werden muss. "Es ist eine Schande, aber wir müssen die Parkbesucher natürlich schützen", erklärt Forstwirschaftsmeister Achim Fischer. Gestern mussten er mit seinen Kollegen wieder kranke Bäume im Schlosspark fällen.
Die Kettensäge springt an und Achim Fischer sägt den Baum keilförmig an. Noch ein Schnitt auf der anderen Seite, dann knickt er ein und fällt krachend auf den Fußweg am Teich. "Der Baum hätte eigentlich gar nicht so schnell fallen sollen", erklärt er. "Daran sieht man, wie stark der Stamm schon verfault ist."
13 Bäume mussten jetzt gefällt werden, damit nicht irgendwann die Spaziergänger gefährdet sind. Welche Bäume zur Sicherheit entfernt werden müssen, entscheidet Dieter Lückel. Halbjährlich geht der Forstwirt den Bestand ab und verzeichnet die Veränderungen aller Bäume, die über 40 Zentimeter Durchmesser und eine Höhe von mindestens 1,30 Meter haben, im Baumkataster.
"Man muss die alten Bäume sehr sorfältig kontrollieren, weil die Schäden von außen nicht immer sichtbar sind", erklärt er. Er zeigt zwei Astausbrüche an einer Esche. Die eine Wunde ist gut verheilt und macht dem Baum keine Probleme, durch die andere ist jedoch ein Erreger eingedrungen und hat das Holz zersetzt. "Bei einem Durchmesser von 65 Zentimeter stehen hinter der Rinde nur noch rund 12 Zentimeter gesundes Holz", sagt Dieter Lückel. Ein Rohr sei zwar auch stabil, aber wenn der Baum im Sommer wieder belaubt ist, wirke die Krone wie ein Segel und könnte den Baum umreißen.
"Wir könnten den Baum jetzt kappen, aber dann wäre es ja kein Baum mehr." Das sehe man an den Linden in der Hochstraße. Die wurden stark beschnitten und seien jetzt sehr anfällig für Erreger. "Wenn sie die Verkehrssicherheit gefährden, hätte man sie lieber fällen sollen", meint Dieter Lückel. "Jetzt stehen sie dort wie Skulpturen."
Achim Fischer möchte noch einen anderen Pilz erklären. Er fährt auf eine kleine Anhöhe und zeigt an einem Scheibenstück eines Stammes eine unscheinbaren, grauen Fruchtkörper. "Das ist ein Zunderschwamm", sagt er. "Die wurden früher getrocknet und als Anzünder benutzt." Daher käme auch die Redewendung, etwas brennt wie Zunder. Aber Entzünder werden hier nicht benötigt, sondern gesunde Bäume.
Die Buche könnte sich angesteckt haben, weil eine Wollschildlaus ein winziges Loch in die Rinde gebohrt hat, so dass dort eine Pilzspore eindringen konnte. Jetzt ist der Zunderschwamm gewachsen und entzieht dem Baum die Nährstoffe. Achim Fischer zeigt auf das befallene Holz, das sich fast wie weiches Balsaholz anfühlt. Und der Befall kann schnell gehen. Bei der letzten Kontrolle vor einem halben Jahr war die Buche noch gesund, jetzt kann das Holz nicht mehr verwertet werden.  Achim Fischer zeigt den Zunderschwamm, der die Buche innerhalb eines halben Jahres befallen hat.  "Achtung!" und dann fällt der Baum. Achim Fischer findet es schlimm, die alten Bäume aus dem Bestand nehmen zu müssen, aber die Sicherheit der Schlossparkbesucher gehe vor.  Dieter Lückel geht halbjährlich durch den Park und markiert die Bäume, die gefällt werden müssen. Ist ein ein Stamm so zerfressen, könnte er bei einem Sommergewitter umstürzen.  Für den Abtransport werden die großen Stämme zersägt. Wenn sie von einem Erreger befallen wurden, kann meist das Holz auch nicht mehr verarbeitet werden.

"Das ist ein Zunderschwamm", sagt Achim Fischer.
"Die wurden früher getrocknet und als Anzünder benutzt."
Foto: Tim Meyer

 

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© Westfalenpost, 9. Januar 2008